Dienstag, 25. Juni 2013

taylor-made problems


Teil 3: (K)Ein Neubeginn

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Ganz wichtig: Flip Saunders muss die Wogen zwischen seinem Star und der Organisation glätten.

One other thing I want to comment before I turn it over to Flip. Flip and I have remained friends as he has been at Detroit and Washington. We talked occasionally, just talk about basketball and what's going on in the league.”

Dies waren einige der Worten, mit denen Glen Taylor im Mai Flip Saunders als neuen „President of Basketball Operations“ der Minnesota Timberwolves vorstellte. Obwohl das Ende der Führung durch David Kahn bei Anhängern der Timberwolves Begeisterungsschreie auslosen sollte, reagierte man ein weiteres Mal eher mit Enttäuschung und Verwirrung. Typisch Taylor. Taylor ist in der Basketballwelt kaum vernetzt und es interessiert ihn kaum, Trends und aufstrebende Co-Teamarchitekten anderer Mannschaften, aufzustöbern. Während die meisten Teamleitungen der Liga den Schritt in Richtung mathematisch-analytischen Taktierens gehen und sich dadurch auch eine frische Sichtweise sowie nötige, produktive Spannungen in die Entscheidungsebene bringen, wählte Taylor Flip, da er Flip kennt. Neben seiner Arbeit als POBO kauft sich Saunders ebenfalls als Minoritätenpartner in das Unternehmen ein. Es bleibt in der Familie.

Nun, was soll die Kritik an Saunders noch bevor er seine ersten paar Moves vollzieht? Bei einer von Leid geplagten Franchise wie der Timberwolves ist es verständlich, dass ein jeder Neuanfang zunächst skeptisch beäugt wird. Saunders in seiner neuen Rolle wirft einige besorgniserregende Fragen auf:

Holt Flip Saunders die richtigen Spieler? Beobachter der Timberwolves kennen Saunders Coachingstil sehr gut. Der Großteil erachtet diesen als unmodern und ineffizient. Es ist bezeichnend, dass die diesjährigen Finals von zwei Mannschaften bestritten wurden, die besonders drauf achten, den Großteil ihrer 3-Punkte-Würfe in die Ecken zu leiten und dazu nur eine geringe Anzahl von Mid-Range Würfen nehmen. Die derzeitigen defensiven „pack the paint“-Strategien sollen die von vielen als besonders wertvoll erachteten Würfe – direkt am Korb und der Dreier in der Ecke – verhindern. Würfe aus der Mid-Range geben Verteidigungen dem Großteil der NBA-Spieler gerne. Offensivsysteme, und darin sind San Antonio und Miami besonders gut, haben idealerweise sehr breites Spacing, gute Screen-Rescreen-Action und kompetente Penetration. Dazu verfügen diese Teams auch im Frontcourt über kompetente Passer, die den Ball blitzschnell auf die Weakside dreschen können um Defensivreihen aus der Balance zu bringen. Saunders war ein erfolgreicher Coach, jedoch war seine Offensive sehr stark auf die Mid-Range fixiert und vernachlässigte den Dreier. Zunächst bleibt Adelman zwar Coach, jedoch ist Saunders für das Spielerpersonal verantwortlich und lässt sich womöglich von diesen alten Tendenzen leiten. Der kurzfristige Erfolg der TWolves sollte sehr stark von den zu findenden Lösungen auf den Flügelpositionen abhängen. Während die als smart geltenden General Manager Flügelspieler suchen, die von Natur aus den Mid-Range-Wurf vernachlässigen und dadurch größeres Effizienzpotential besitzen, könnte Saunders im schlimmsten Falle ineffiziente, chuckende volume scorer überbezahlen. 

Wie steht Flip Saunders zu „Advanced Stats“ und „Analytics“? Ein weiterer Kritikpunkt, der daran anknüpft ist Saunders Haltung zu advanced stats, deren Rolle bei der Teamgestaltung in der Liga wachsen. Saunders gab einige Male von sich, dass man sich nicht nur auf Statistiken und mathematische Modelle verlassen könne. Dies ist richtig. Grund zur Besorgnis erregt eher eher, dass er Statistiken nicht als alternative Sichtweise sieht, die falsche Annahmen über Spieler durch das systematische Sammeln bestimmter Daten korrigieren können. Laut Saunders dienen „Analytics“ in erster Linie dazu bei, zu „bestätigen“ was man sowieso schon durch den Augentest sieht. Schwierig zu sagen, was man daraus herauslesen soll. Wenn ein Spieler, den Saunders für einen hervorragenden Scorer hält, nun eine unterdurchschnittliche eFG% hat, einen kleinen Teil seine Würfe am Korb nimmt, dafür den größten Teil in der Mid-Range – ignoriert Saunders die Stats? 

http://binaryapi.ap.org/7ed24ee67c3f4e32ac95defcf74e0bad/460x.jpgBehält Rick Adelman seinen starken Einfluß auf die Personalpolitik? Ein weiterer Grund für die kritische Haltung zu Saunders Verpflichtung ist der Zeitpunkt und damit die zukünftige Rolle Rick Adelmans. Obwohl die Saison hauptsächlich aufgrund von Verletzungen (Kevin Love und Ricky Rubio standen gerade mal 18 Minuten zusammen auf dem Feld) ein weiterer Misserfolg war, zeigten sich einige Medienvertreter überrascht, dass David Kahn gerade jetzt gehen musste. Immerhin verdienten die Manöver der letzten Offseason beachtliches Lob:

  
Eine ganze Menge unproduktiver, strauchelnder Rollenspieler sowie Spieler, die eine zu hohe Usage in der Offensive einnahmen ohne diese effektiv zu nutzen wurden gegen einige Spieler getauscht, die bis auf Amundson bei ihren damaligen Mannschaften ihre Rollen gewinnbringend ausfüllten. Jedoch lag dies nicht an Kahn. Es war quasi ein offenes Geheimnis, dass Adelman  & Team die Personalpolitik in der Offseason nach Jahr 1 in Minnesota übernahmen und vorgaben, welche Spieler weg gehörten und welche Spieler geholt werden müssten. Flip Saunders wird sich nicht so einfach bevormunden lassen wie David Kahn. Die Dynamik zwischen Saunders und Adelman sollte eine Interessante werden.

Auch wenn meine Erwartungen an Flip Saunders als GM eher ernüchtern sind, muss man ihn zunächst machen lassen. Mit Kevin Love hat er ein Talent in den Reihen, dessen Vielseitigkeit rar ist. In der NBA gilt: Schütze deinen Superstar. Teile der Presse und der NBA-Couch-Gemeinde hat sich schon seit längerem auf Kevin Love eingeschossen, da wahre Superstars angeblich auch schwache Teams in die Playoffs führen könnten. Dies ist vielleicht gar nicht falsch – vorausgesetzt ein gesunder Love hätte bis dato mal ein schwaches Team gehabt. Was Love bislang um sich hatte war desaströs.

Prozentuale Verteilung der Twolves Win Shares in den Jahren 2011 und 2012. Das Team wird langsam besser. Wie schlecht war Jonny Flynn eigentlich? In 900+ Minuten fabrizierte er negative Win Shares.

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Nach Basketball-IQ geordnet:
Kevin Love, Basketball,
Kurt Rambis' Krawatte, Kurt Rambis
Aber auch seine „Vorgesetzten“, ob der ehemaliger Coach Kurt Rambis oder David Kahn ließen kaum eine Gelegenheit aus, Love mit Respektlosigkeit zu begegnen. Alleine deswegen war ein Zerwürfnis mit Kahn unausweichlich. Ob ausgerechnet Saunders der richtige ist wird sich noch zeigen. Die Timberwolves haben ein gutes Grundgerüst um in dem kurzen Fenster mit Kevin Love als Leitfigur erfolgreich zu sein. Vor allem auf dem Flügel wird dringendst kompetente Verstärkung gesucht. Fragen nach Saunders Talent als Evaluator, sowie nach den Mitteln seiner Evaluation sollten schon bald in Grundrissen beantwortet werden. 

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